17 Steine am Rande von Sachsen – Wandkalender 2024 für Entdecker zu gewinnen!
Als ich Anfang Mai eine Wanderung rund um Wolkenburg an der Zwickauer Mulde machte, führte mich meine Tour auch an die Landesgrenze von Sachsen und Thüringen.
In einem wenig begangenen frühlingshaft und üppig grünem Tal stieß ich auf den Grenzbach. Ein kleines Hinweisschild gab mir Recht. Dann kurze Zeit später ein zweites, an einen Baum gelegtes Schild, mit der Überschrift „königlich-sächsische Meilensteine“.
Jetzt wurde es für den Geodäten interessant!
Der Leser wurde informiert, dass es hier im Wald, entlang der Landesgrenze 17, gut erhaltene Grenzsteine gibt. Fünfzehn davon markieren die ehemalige Grenze zwischen dem Herzogtum Altenburg (HA) und dem Königreich Sachsen (KS), also die heutige thüringisch-sächsische Landesgrenze, welche in etwa mit dem Verlauf des Grenzbaches identisch ist.
Die Steine würden vermutlich aus dem Jahr 1862 stammen. Zwei Steine, die wesentlich schmaler und oben mehr abgerundet sind, zeigen den Besitz des Grafen von Einsiedel aus Wolkenburg (GvEW) an, dem dieser Wald einst gehörte.
Sogleich machte ich mich zusammen mit meiner Frau auf die Suche. Leider fanden wir nur zwei von diesen schönen Exemplaren historischer Vermessungskunst.
Die Aufgabe steht also, alle 17 Grenzsteine ausfindig zu machen!
Ein weiterer Besuch ist schon geplant. Aber alle, die Lust haben, sind aufgerufen, sich ebenfalls auf Grenzsteinsuche am thüringisch-sächsischen Grenzbach bei Wolperndorf zu begeben.
Sendet mir Fotos von den ausfindig gemachten Grenzzeichen unter kontakt@wuttke-vermessung.de – Kennwort: „Grenzsteine Wolperndorf“. Bitte gebt auch eure Adresse an, denn für die zehn interessantesten Fotos gibt es im Dezember den großen Wuttke-Wanderkalender 2024 „Der Weg zur Spitze 2.0“.
Dazu noch mehr unter www.derwegzurspitze.de.
Diese schöne Entdeckung habe ich gleich genutzt, etwas in die Katasterhistorie einzusteigen.
Im sächsischen Liegenschaftskataster gibt es von der Grenze einen ersten Nachweis aus dem Jahr 1835. Das Aufstelljahr der meisten Grenzsteine, um das Jahr 1862, konnte ich auf die Schnelle nicht belegen. Das Herzogtum Sachsen-Altenburg (HA) existierte zwischen 1826 und 1918. Also liegt man mit 1862 gar nicht so schlecht.
Ein zahlenmäßiger Nachweis der Steine am Grenzbach liegt im sächsischen Kataster jedoch aus den Jahren 1946/1947 vor. Hieraus ist zu erkennen, dass die eigentliche Grenze zwischen Sachsen und Thüringen in der Bachmitte verläuft. Die Grenzsteine links und rechts des Baches waren in einer Art Polygonzug nur die Bruchpunkte von Messungslinien.
Der mäandernde Bach wurde in Bezug zu den Messungslinien aufgemessen. Der Vermesser nennt dieses Verfahren orthogonale (rechtwinklige) Aufnahme.
Für jeden Knick im Bachlauf gibt es zwei Maße, das Abzissenmaß auf der Messlinie und das rechtwinklig abgehende Ordinatenmaß zum Bachlauf.
Diese umfangreichen Vermessungen aus den Jahren 1946 und 1947 fanden im Rahmen der Bodenreform in der damaligen sowjetischen Besatzungszone statt.
Auf sächsischer Seite grenzten bis 1945 die Länderreien des sächsischen Adelsgeschlechtes „von Einsiedel“ an den Bachlauf an. Sie wurden enteignet und die Länderreien vermessen und auf Neubauern und Umsiedler aufgeteilt.
Die Grenzfeststellung hat bis heute Bestand.
Als Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur bin ich für Grenzermittlungen zuständig. Mit Hilfe der amtlichen Nachweise kann ich in Sachsen Grenzen ermitteln und wenn Grenzzeichen fehlen, diese neu setzen.
Weitere Informationen dazu und die Möglichkeit der Antragstellung finden Sie unter www.wuttke-vermessung.de/leistungen .
Vorherige umfassende Beratung und Hilfe ist selbstverständlich.
Noch ein Hinweis für die Entdeckertour. Am besten beginnt man das kleine Abenteuer in Wolperndorf. Hinter dem westlichsten Gehöft (Wolperndorfer Ring 11) ist etwas versteckt der Einstieg in das Tal. Die Grenzsteintour geht bachabwärts bis zur B175 (Waldenburg-Rochlitz).
Wolperndorf allein ist schon sehenswert. Es gehört zur Gemeinde Nobitz – Landkreis Altenburger Land.
Detlef Wuttke
ÖbVI